Von Jula Höfer und Lara Schäfer

Alle Jahre wieder zum Semesterstart: Wohnungsnot unter Studierenden. Rund 1.800 Erstsemester haben laut dem Präsidenten Prof. Dr. Werner Reinhart zum Herbstsemester 2018 ihr Studium an der Europa-Universität Flensburg aufgenommen, darunter Bachelor- sowie Mastererstis. An der Hochschule waren es rund 1.000. Eine hohe Zahl an Menschen, die eine Bleibe suchen, oder? Auch in Flensburg ist der Wohnungsmarkt angespannt. Immer wieder hört man von Studierenden, die einige Wochen nach Semesterstart immer noch übergangsweise bei Freunden, im Hostel oder über Airbnb untergekommen sind.

Die Campusengel haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich um die neuen Studierenden in Flensburg zu kümmern und bei der Wohnungssuche zu helfen, denn für sie ist jeder Student, der zum Semesterstart ohne Zimmer dasteht, ein Student zu viel. Unterstützung und Austauschmöglichkeiten bietet da zum Beispiel die „Ersticouch“. Über diese Gruppe können Zwischenlösungen bei Facebook und Telegram angeboten und gesucht werden. Außerdem gab es Aufrufe im Radio und der Zeitung. Sogar eine Datenbank mit verfügbaren Zimmern sowie den wohnungssuchenden Studierenden haben die Campusengel angelegt. „Dieses Jahr gab es dennoch einige Studierende, die zum Semesterstart kein Zimmer hatten und in einer temporären Unterkunft unterkommen mussten,“ erzählen die Campusengel Catha und Luis.

So erging es auch einem Masterstudenten aus Rendsburg. Er entschied sich relativ spontan für ein Studium im hohen Norden und hat kein WG-Zimmer mehr gefunden. An den Unitagen hat er auf der Couch seines Bruders geschlafen, an den restlichen Tagen ist er in die Heimat gependelt. In der WG wurde es bereits eng, denn hier wohnen normalerweise bereits vier Personen. „Wenn zu Semesterbeginn überhaupt noch Zimmer da sind, sind diese meist unbezahlbar oder so weit außerhalb, dass sich das Pendeln schon eher lohnt,“ sagt er.

Auch Basti und Amelie, die beide zum Master nach Flensburg gekommen sind, waren von der Wohnungsnot betroffen. In den ersten zwei Monaten des Studiums konnten sie in der Wohnung eines Paares wohnen, welches auf Europareise gegangen ist. Kennengelernt haben sie sich erst direkt vor der Besichtigung und sind dann zusammen eingezogen. Doch das war nur eine Zwischenlösung. Also mussten sie sich in der neuen Stadt einleben und ins Studium finden, Kontakte knüpfen und ganz nebenbei noch eine Wohnung finden. Basti im Oktober: „Die meisten Wohnungen in Flensburg kann ich mir einfach nicht leisten. In zwei Wochen kommen unsere Vermieter von ihrer Reise zurück und bis jetzt weiß ich noch nicht wo ich dann schlafen werde.“ Amelie fand einen positiven Aspekt: „Immerhin verstehen wir uns so gut, dass wir auch weiterhin zusammenwohnen wollen und suchen deshalb eine gemeinsame Wohnung. Allerdings vereinfacht es das nicht gerade.“

Insgesamt scheint sich die Flensburger Wohnungssituation Jahr für Jahr zu verschlechtern. Die Preise klettern in die Höhe, genau wie die Anzahl der Studierenden und es sind nicht genügend Wohnungen vorhanden, die für Studierende bezahlbar sind. Dies merkten auch die Campusengel an: „Es fällt auf, dass jedes Jahr mehr Studierende nach Flensburg kommen, jedoch gibt es keine geeigneten Unterkünfte mehr.“ Mitte Oktober, einen Monat nach Semesterbeginn, waren in der Datenbank der Campusengel noch sieben Studierende verzeichnet, jedoch keine verfügbaren Zimmer.

Es bleibt zu hoffen, dass sich der Wohnungsmarkt in Flensburg nach dem Ansturm mittlerweile wieder entspannt hat und auch die letzten „obdachlosen“ Studierenden sich rechtzeitig zur kalten Jahreszeit gemütlich in ihrem eigenen Zimmer einrichten konnten.

Hier werden Zimmer und Wohnungen angeboten:

  • Facebook & Telegram Gruppe „Ersticouch“
  • ebay Kleinanzeigen
  • wg-gesucht.de
  • Facebook Gruppe „Flensburger Wohnungs- und WG-Marktplatz“
  • Zeitungsanzeigen
  • couchsurfing.com
  • Studentenwerk
  • Aushänge in der Uni
  • ASTA
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mm
Autor

denkt den ganzen Tag nur ans Essen, liebt Katzen - natürlich auch die Bilder in der Flensburger Norderstraße, und nein, ihre Eltern haben nicht das "i" im Namen vergessen.

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