Zum Weltwassertag 2018.

Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser ist seit 2010 Menschenrecht. Wir haben es da glücklicherweise besonders leicht: Nicht nur, dass wir wie selbstverständlich den Hahn aufdrehen und ein Glas darunter halten können, wenn wir Durst haben. Wir haben sogar die Möglichkeit, dieses einwandfreie Leitungswasser links liegen zu lassen, weil uns das Mineralwasser mit leicht perliger Note von Rewe, unter den Dutzenden, die zur Auswahl stehen, einfach besser schmeckt. Kost‘ ja nix. Außerdem haben diese Flaschen die perfekte Größe, um sie noch kurz in die Sporttasche zu werfen, bevor der Freizeitstress überhand nimmt.

Was aber, wenn Wasser auf einmal knapp ist?

Kapstadt kann seit Monaten ein Lied davon singen. Nach drei Jahren Dürre bekommen Einwohner und Touristen mehr denn je zu spüren, dass der Zugang zu Wasser eben nicht selbstverständlich ist: Niemand soll mehr als 50 Liter Wasser pro Tag verbrauchen, sonst wird’s teuer für Portemonnaie und Gewissen. Am Flughafen, in öffentlichen Gebäuden, Cafés, Restaurants, Schulen – überall wird auf das akute Wasserproblem hingewiesen.

Derzeit steigen die vorsichtigen Hoffnungen, dass Kapstadt den „Day Zero“ nicht erleben muss – den Tag, an dem ein Großteil der vier Millionen Einwohner vergeblich den Wasserhahn aufdreht. Die Vorräte in den sechs Dämmen, die die Trinkwasserversorgung der Stadt sicherstellen, halten nämlich länger als zunächst angenommen, weil sich der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft und Bevölkerung weiter reduziert hat. Jeder Bewohner ist zum Sparen angehalten: Das Duschwasser auffangen, um abzuwaschen oder die Pflanzen zu gießen. Weniger duschen. Kürzer duschen. Weniger spülen (braun ja, gelb nein). Die Hände nicht waschen, sondern desinfizieren.

Der Weltwassertag ist kein Tag wie der „Internationale Tag des Waldes“ (war gestern) oder der „Welttag der Meteorologie“ (findet morgen statt), an dem sich Journalisten freuen, weil sie etwas zu schreiben haben und ihre Seiten füllen können. Es ist ein Tag, um sich die eigenen Privilegien, die man vor lauter Genuss manchmal übersieht, bewusst zu machen und die Grundlage allen Lebens beim nächsten Schluck aus dem Wasserglas neu wertzuschätzen.

Kann man sich mal durchlesen:

  • Laut Unicef haben 663 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
  • 2,4 Milliarden Menschen weltweit haben keine Toilette zur Verfügung.
  • Mangelnde Hygiene bedingt täglich laut Unicef den Tod von etwa 1.000 Kindern unter fünf Jahren.
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mm
Autor

sortiert ihren Kleiderschrank nach Farben, ekelt sich vor Federn, hat eine „Emu-Gnu-Schwäche" und immer ein Paar Gummistiefel im Kofferraum.

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