Ein paar alte Holztische, Muddis weiße Baumwoll-Bettlaken, gute Freunde und eine große Idee, für die man brennt – mehr braucht es nicht, um etwas auf die Beine zu stellen. Das fanden zumindest Mario und Kim und werkelten darum in ihrer Freizeit im „Akti“ in der Norderstraße an einer Bar. Einen „StudenterKlubben“ (SK) wollten sie schaffen, sprich eine Art Café, in dem die dänische Minderheit, Schüler der Duborg-Skolen und alle anderen, die es möchten, jeden ersten Freitag im Monat nach dänischer Art den Start ins Wochenende zelebrieren können. Acht Jahre sind seither vergangen. In dieser Zeit hat sich viel getan: Die monatliche Veranstaltung wanderte vom Aktivitetshuset ins größere Volksbad, Singer/Songwriter wurden durch DJs ersetzt und aus Freitag wurde Donnerstag: Die SK Torsdagsbar (SKTB) war geboren.
„Das läuft alles Non-Profit und ehrenamtlich. Kim und ich haben vier feste Helfer und drei bis vier weitere Freunde, die ihre Freizeit opfern“, sagt Mario. Das Team der Torsdagsbar sorgt dafür, dass sich an jedem zweiten Donnerstag im Monat DJs im Volksbad die Ehre geben und die Flensburger für gerade einmal drei Euro Eintritt auf die Tanzfläche einladen. Deep House und Tech House gibt es bei der Torsdagsbar auf die Ohren, aufgelegt von DJs aus Flensburg, Husum oder Kiel. Viele von ihnen kennen die Veranstalter persönlich: „Im ersten Jahr nach unserem Umzug ins Volksbad haben wir in unsere Freunde- und Bekanntenkiste gegriffen. Da kannten Kim und ich elf der zwölf DJs“, verrät Mario. Obwohl mittlerweile auch Größen der Szene aus Städten wie München und Kopenhagen den Weg in Deutschlands hohen Norden finden, sollen vor allem regionale Künstler unterstützt werden und die Chance bekommen, bei der Torsdagsbar aufzulegen: „Also junge DJs, die vielleicht erst vor ein paar Jahren angefangen haben und noch nicht die Möglichkeit hatten ihre Künste unter Beweis zu stellen“, so Mario.
Dass seine und Kims Idee einmal solch große Ausmaße annehmen würde und sich die Torsdagsbar zu einem festen Termin im Kalender vieler Flensburger mausert, war vor sieben Jahren noch nicht absehbar. Damals suchten die Beiden vor allem nach einer Möglichkeit eine Veranstaltung zu organisieren, die nicht viel kostet, bei der man entspannt zusammen feiert und die nicht zuletzt eine Brücke baut zwischen dänischer Minderheit und Mehrheit. Das Akti griff den Jungs unter die Arme, stellte seinen Raum zur Verfügung und unterstützte die Idee finanziell. „Wir haben das damals eher privat gehalten. Also in dem Sinne, dass jeder willkommen war, wir das aber nicht als großen Club raushängen lassen haben“, schildert Mario die Anfänge. Nach zwei Jahren war das Konzept so erfolgreich, dass Mario und Kim entschieden einen Sprung zu wagen, die Fredagsbar in die Torsdagsbar zu verwandeln und ins heißgeliebte Volksbad zu ziehen, was nicht zuletzt dank der großen Unterstützung des Volksbads möglich war.
Der anfänglichen Euphorie über diesen Schritt folgte zunächst eine Ernüchterung: Am Eröffnungsabend im März 2012 fanden gerade einmal 76 Leute den Weg in die neue Location. „Da bin ich wirklich mit gemischten Gefühlen nach Hause gegangen“, beschreibt Mario seinen Gemütszustand. Zufriedener war er nach Veranstaltung zwei, zu der 125 Gäste kamen, im Monat darauf waren es weitere 60 mehr. SKTB Nummer vier schließlich brach aus allen Nähten: „Da standen so viele Leute vor der Tür, dass wir gar nicht mehr klar kamen.“
Wirklich erklären kann sich Mario diesen Erfolg nicht. Sicherlich spielt aber eine Rolle, dass niemand im SKTB-Team auf das große Geld aus ist. Ganz im Gegenteil: „Wir machen das, weil wir Lust dazu haben“, so Mario, der eigentlich Student ist, außerdem einen Nebenjob hat und darum schon mal bis drei Uhr nachts am PC sitzt, wenn er einen Fehler auf einem SKTB-Plakat entdeckt hat oder sich den Kopf darüber zerbricht, wer in den nächsten Monaten auflegen könnte.
Ohne so viel ehrenamtliches Engagement stünde es schlecht um die Torsdagsbar, denn durch die Saalmiete, das Drucken von Bannern oder durch Anfahrtskosten und Gage für den DJ entstehen Ausgaben, die mit dem geringen Eintrittspreis kaum zu decken sind. „Aber wir versuchen, an den drei Euro festzuhalten, obwohl das sehr, sehr schwer ist.“ Warum man es sich nicht leichter macht, indem man den Eintrittspreis erhöht? Weil das ganz einfach dem Grundgedanken widersprechen würde. „Bei uns soll keiner denken ‚oh scheiße, ich hab nur noch zehn Euro, ich kann nicht los‘“, beschreibt Mario das Konzept.
Die Veranstaltung lebt von ihren Machern und von deren Zusammenhalt. Muss einer passen, springt ein anderer in die Bresche. Dass Mario sein Engagement zuletzt aus berufichen zurückfahren musste, klingt nach dem langsamen Ende einer Erfolgsgeschichte. Doch die SKTB wäre nicht sie selbst, wenn sie dieses Problem nicht lösen könnte. Und so kam mal wieder die berühmte Freundeskiste ins Spiel, aus der sich fleißige Hände meldeten. Sind die anderen verhindert, kümmern sie sich um die Organisation vor Ort, ist doch Ehrensache. Gutes Team eben.