Mit Gleichgesinnten um die Wette trampen, neue Leute und Orte kennenlernen und dabei auch noch für eine gute Sache Spenden sammeln. Das alles – und wahrscheinlich noch viel mehr – verbirgt sich hinter dem Tramprennen. Was 2006 aus einer Idee von Freunden auf einer Trampreise entstand, ist mittlerweile zu einer Aktion geworden, an der jedes Jahr mehr als 100 Begeisterte teilnehmen.

„All-Profit“ statt „Non-Profit“

Worum genau geht es beim Tramprennen? Am Anfang stand die Idee des „Um-die-Wette-Trampen“. Wer als erstes ankommt, gewinnt! Und warum nicht einfach das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und auf dem Weg Sponsorengelder sammeln – wie bei einem Spendenlauf? Gesagt getan und so startete der Verein „Club of Roam-Autostop“ im Jahr 2008 das erste offizielle Tramprennen. Er sammelte Spenden für die befreundete Trinkwasserinitiative Viva con Agua. Der Grundsatz des Vereins, dass bei allen Aktionen auch ein Nutzen für alle Beteiligten herausspringt, ließ sich mit dem Tramprennen von Anfang an vereinbaren. „All-Profit“ anstatt „Non-Profit“ sozusagen.

Beim Trampen Grenzen überwinden

Seit 2015 gehen die gesammelten Spenden zur Hälfte außerdem an Pro Asyl. Damit positioniert sich das Tramprennen viel politischer als der „Heimverein“ Viva con Agua. Nach dem Grundsatz „No borders – no nations“ setzen sich die Tramper für die Reisefreiheit für alle ein. Und das aus gutem Grund: Den Trampern wird auf ihrer Tour immer wieder vor Augen geführt, dass die Freiheit, die sie genießen, nicht selbstverständlich ist. „Trampen kann eigentlich jeder, aber es liegt oft am Aussehen und am Pass, ob sich jemand mit Problemen und Kosten auf der Route konfrontiert sieht“, erklärt Jonas. Er ist seit 2014 beim Tramprennen dabei und gehört zu den ehrenamtlichen Organisatoren. Und so ging die Reise der Tramper im Jahr 2015 nach Albanien – entlang der Balkanroute, die für viele Geflüchtete zur gleichen Zeit der Weg in ein friedlicheres Leben sein sollte.

Jonas beim Tramprennen 2015, Foto: Tramprennen.org

Neben der politischen Aussage und den gesammelten Spenden hat wohl jeder seine eigenen Gründe, um am Tramprennen teilzunehmen. „Das Trampen an sich steht schon im Vordergrund“, findet Jonas. „Letztendlich geht es den Meisten nicht ums Gewinnen, oder welche Summe auf dem Spendenkonto erscheint, sondern darum, Spaß zu haben.“ Zum Beispiel, indem man mit neuen und alten Freunden an unbekannte Orte reist, bedingungslose Gastfreundschaft kennenlernt und merkt, wie es sich anfühlt, fremden Menschen zu vertrauen und dafür Vertrauen zurück zu bekommen.

„Beim Trampen weiß man nie, was passiert, aber es passiert immer etwas Gutes!“

Jonas befindet sich außerdem auf einer Art Mission: Er will den Ruf des Trampens verbessern: „Man eckt an bei den Leuten, wenn man erzählt, dass man trampt.“ Immer wieder muss er erklären, dass er nicht aus Geldmangel an den Straßen den Daumen heraushält um auch in Deutschland von A nach B zu kommen. Und beim Reisen gibt es für ihn ohnehin keine schönere Alternative der Fortbewegung. Bei seinem Australien-Aufenthalt in 2010/11 wurde Jonas mit der Trampleidenschaft infiziert. In den Nationalparks war es oft schlicht die einzige Möglichkeit, voran zu kommen. Zurück in Deutschland wurde Trampen für ihn dann zum Fortbewegungsmittel Nummer Eins. Was auch daran lag, dass in seinem Heimatort Wacken die Öffentlichen Verkehrsmittel ähnlich schlecht ausgebaut waren wie im Outback. „Trampen ist für mich unkomplizierter als Mitfahrgelegenheiten oder Zug zu fahren. Es ist einfach praktisch“, erzählt er und meint, dass er durchschnittlich nur 30 Minuten auf einen „Lift“ warten muss. Der Reiz für Jonas: „Obwohl man nie richtig weiß, was passieren wird, passiert immer etwas Gutes.“ Bei einer Pauschalreise ist man zwar auf der sicheren Seite, aber Land und Leute lernt man so nicht kennen. „Wer sich spontan auf die Erlebnisse einlassen kann, erlebt die besten Sachen!“, sagt er.

Auf den Straßen Europas

Es sind die kleinen, unerwarteten Erlebnisse, die die Tramper immer wieder an die Autobahnraststätten treiben. Da war zum Beispiel die eine Frau, die einen Umweg von 60 Kilometern auf sich nahm, um Jonas an sein Ziel zu bringen. Oder die Fahrerin, die sich plötzlich verfuhr und darum die Tramper zum Übernachten mit nach Hause brachte – in ein abgelegenes, von Hunden bewachtes Haus. Der grimmige Ehemann, der sie empfing, entpuppte sich als freundlicher Gastgeber und der Abend endete mit Wein und gutem Essen. Es sind die Hilfsbereitschaft, die Freundlichkeit und unzählige Gespräche, die den Horizont erweitern und ab und zu auf einer langen Fahrt sogar intim und vertraut werden können. Das schönste Erlebnis beim Tramprennen ereignete sich für Jonas in Serbien kurz vor der albanischen Grenze, wo die Tramper bei der Familie des Fahrers übernachteten. Um sich zu bedanken, starteten sie eine große Aufräumaktion des Fußballplatzes, was ihnen die Dorfbewohner wiederum mit einer großen Party am Abend dankten. Es entstand eine Freundschaft, die bis heute hält.

Auf ins Tramprennen 2016!

Im August geht es für die selbsternannten Hippies wieder los – dieses Jahr nach Bulgarien und alle sind eingeladen mitzumachen, auch absolute Tramp-Neulinge. „Am Ende eines Tramprennens hat man immer Glücksgefühle“, verspricht Jonas. Alle Informationen zur Anmeldung, zu den Spenderorganisationen, dem Verein, den Routen erfahrt ihr auf der Homepage des Tramprennens.

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Autor

hat eine Schwäche für Katzen-Gifs und Brokkoli-Pizza mit Sauce Hollandaise, in der Grundschule wurde sich über ihre Verträumtheit und ihre Tendenz Aufgaben besonders schön anstatt schnell zu lösen moniert. Aber damit hat sie sich mittlerweile abgefunden.

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