Mutter, Arbeitnehmerin und Studentin. Alles gleichzeitig, immer und ständig. Alle drei Dinge für sich genommen sind ein Heidenspaß, alle drei Sachen täglich und zeitgleich, puhh, das ist eine Herausforderung und – machen wir uns nichts vor – eine immense Belastung. Niemals sind bei der Gleichzeitigkeit auch gleich gute und befriedigende Ergebnisse zu erreichen. Denn mindestens eine der genannten Rollen übernimmt die Oberhand. Das zu verstehen, sich einzugestehen und zu versuchen danach zu handeln, ist eine zeitaufwendige, von Rückschlägen durchzogene Erfahrung. Vielleicht bin ich auch nur etwas stur und brauche etwas länger, um aus Rückschlägen zu lernen. Disziplinierte Zeiteinteilung und tägliche Zeitpläne sind mir zuwider.

Was mich letztlich auf die richtige Spur geführt hat, war meine neue Espressomaschine, ein Geschenk meiner Mutter. Die Maschine macht einen fantastischen Espresso (ja, es steht und fällt auch mit der richtigen Bohne) und einen perfekten Milchschaum. Und zwar genauso, nacheinander. Entweder brüht sie den Espresso oder sie schäumt die Milch. Wenn ich also den Hebel umlege für die Zubereitung des Espressos, kann ich nicht gleichzeitig den Milchschaum zubereiten. Nacheinander heißt die Zauberformel. Gilt übrigens auch für ‚Multitasking‘, funktioniert in echt auch nicht. Nur, weil man es macht, heißt es nicht, dass es funktioniert. Aber zurück zu den drei Bespielen.

Multitasking? Unmöglich! Foto: Sarah Witsch

Das Muttersein – ein echtes Abenteuer

Sich in dieses ‚Muttersein‘ hineinzufinden ist für sich genommen schon einmal schwieriger als sämtliche Prüfungen, die ich in meinem Leben bisher absolviert habe, denn es gibt kein Skript, nix, nada. Alles, was an Tipps und Anleitungen vorhanden ist, beruht auf den Erfahrungen anderer. Das bedeutet, es kann sein, dass etwas funktioniert oder eben nicht. Man stochert im Nebel herum und versucht das Richtige zu machen. Hinzu kommen diese absolut uneinschätzbaren Schübe in der Entwicklung des Kindes. Lasst euch gesagt sein, es gibt keinen „Normalzustand“ bei und mit Kind, keinen Mittelwert. Entweder ist es super gut oder eben nicht. Dazu gesellt sich die Persönlichkeit des Kindes und von der Ausprägung weiß ja nicht einmal das Kind selbst, wie soll also ich denn meine Tochter einschätzen können? Kinder sind wunderbar, aber manches Mal sind sie wie heliumgefüllte Luftballons und drohen einem davon zu fliegen. Manchmal sind sie wie Bomben, diese Schläferdinger, die ab und zu gefunden werden. Die halbe Stadt wird evakuiert, denn sie könnte ja hochgehen, vielleicht. So ist es mit kindlichen Stimmungen.

Arbeitnehmerin sein – die Auszeit vom Muttersein

Starres Wort an dieser Stelle, ja, ich weiß, aber bewusst gewählt, denn seitdem ich weiterstudiere nach der Geburt von Ronja und leider kein BAföG bekomme (andere Geschichte), hatte ich schon verschiedene Arbeitsstellen. Dazu sei so viel gesagt: Mein jetziger Job ist der beste der Welt und ich habe wirklich auch Zeit für meine Tochter. Denn mein Kind beschloss im zarten Alter von zehn Monaten, dass es ja gut und schön sei eine Mutter zu haben, aber andere Kinder deutlich spannender sind. So beschloss ich als Mutter eine Kita für mein Kind mit möglichst vielen, unterschiedlich alten Kindern zu finden. Es gelang und ich hatte wieder Zeit ohne Kind, die es zu füllen galt. Denn die Fähigkeit einfach so herumzuhängen geht einem mit Kleinkind etwas abhanden. 24/7 ist die Aufmerksamkeit auf „AN“ gestellt, auch im Schlaf. Arbeitnehmerin sein ist für mich notwendig und entspannend zugleich. Da bilde ich allerdings die Ausnahme, denn es gibt erschreckend wenige Arbeitgeber, die die Möglichkeit haben, kinderfreundliche Arbeitszeiten anzubieten. Ich habe mir zu Prämisse gemacht, dass ich nicht Mutter geworden bin, um mein Kind morgens zu wecken und abends ins Bett zu bringen. Ich hätte da gerne mehr Zeit mit ihr. Und das ist möglich.

Studentin sein

Dieser Punkt ist eigentlich recht flott abgehandelt: Dafür fehlt mir im Moment die Zeit und Energie.

Ohne Worte. Foto: Sarah Witsch

Fazit

Was ich mit dieser kleinen Aufzählung sagen möchte: Eure Kapazitäten sind begrenzt! Auch wenn die Welt sagt, ihr könnt alles sein und alles schaffen, nein, dazu reicht ein Leben nicht, dafür reicht einfach nicht die Zeit. Es sei denn, Euch reicht von allem ein bisschen zu machen, aber schockt das? Ist es nicht schöner zu wissen, was man will und was nicht? Ist es nicht schöner anzukommen, innezuhalten und zufrieden zu sein?

Ich musste schmerzlich lernen, dass drei Sachen einfach nicht gleichzeitig für mich leistbar sind. Nicht in der „Regel“- Zeit. Und meine Prioritätenliste ist einfach:

  1. Mein Kind (offensichtlich warum es an erster Stelle steht, ich liebe es und bin mit Leib und Seele und es braucht am meisten von meiner Zeit),
  2. Meine Arbeit (ich liebe meine Arbeit und mit Geld ist das Leben leichter),
  3. Mein Studium (muss in die zwei oberen Punkte integriert werden). Ich werde mein Studium abschließen, ich muss noch eine Hausarbeit und die Masterarbeit schreiben, dann bin ich fertig – aber das passiert in meinem Tempo.

PS: Einige werden jetzt vielleicht zu meinen Gunsten überlegen: „Und wo bleibst Du?“ Wo ist Punkt vier? Ich kann dazu nur sagen, ich bin in allen Punkten. Auch wenn es sehr schwer ist und ich kaum Zeit finde, einfach mal für mich zu sein.

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mm
Autor

strickt in ihrer Freizeit gerne Mützen, meistens einfarbig und nach einem 'Modell', lackiert beim Schauen französischer Filme wie 'Wohne lieber ungewöhnlich' exakt ihre Fingernägel und löst heimlich Gitterkreuzworträtsel, in Schönschrift.

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