Es ist so eine Sache mit Streetart, der Kunst im öffentlichen Raum. Hier entscheiden die Künstler selbst, was und wo sie ihre Kunst präsentieren. Hauswände werden zu Leinwänden, Straßen zu Galerien. Es gibt keinen Kurator und statt fachkundigem Publikum sind die Kunstwerke den kritischen Augen sämtlicher Bevölkerungsgruppen ausgesetzt, die an so einem Tag durch den urbanen Dschungel huschen, schlendern, drängeln oder hetzen.

Manchmal fällt ein Kunstwerk gar nicht auf, weil es im Laufe der Zeit mit dem Stadtbild verwachsen ist, manchmal rüttelt es wach durch die Botschaft, die dahintersteht, und manchmal wird es schlicht als Vandalismus verkannt und entfernt. Streetart hat sich schon immer den Raum genommen, den es braucht. Und gerade, wenn das Stadtbild immer mehr von Investoren oder politischen Entscheidungen geprägt ist, anstatt von den Menschen, die dort wohnen, wird die Kunst zum Politikum.

Streetart in Flensburg

Manchmal erreicht die Urbanität dann auch das letzte Fleckchen Provinz ganz im Norden von Deutschland und schenkt Flensburg eine Künstlerin, die die Norderstraße in der Innenstadt mit ihren Katzen verziert. Obwohl mittlerweile ein einhelliges Einvernehmen zu herrschen scheint, dass alle die Kätzchen lieben, wurden ihre Malereien am Anfang noch beseitigt. „Vielleicht steckten hinter den „Vandalismus-Rufern“ am Anfang Hundeliebhaber“, vermutet die Künstlerin mit einem Augenzwinkern. Die Nachbarschaft wurde befragt, doch über die Künstlerin weiß man nichts – außer ihren Initialen N.M., mit denen jedes Bild unterzeichnet ist und dass sie gerne anonym bleiben will.

N.M. verrät zeile_9 auch, warum das so ist und lädt zu einem Gedankenspiel ein: „Stelle dir die Lieblingsschokolade in deiner Kindheit vor und wie das Wasser in deinem Mund zusammenläuft beim Anblick der Verpackung. Schmeckte diese besser, wenn du sie einfach so bekommen hast, oder wenn du sie heimlich im Verborgenen vernascht hast?“ Und so ähnlich geht es den Betrachtern der Kätzchen vielleicht auch.

Das Geheime und die Überraschung werden nicht verfliegen, wenn man immer wieder gespannt sein kann, wann N.M. in einer ihrer nächtlichen Aktion zuschlägt und ein weiteres Katzenbild an die Wände in der Norderstraße, oder vielleicht auch ganz woanders, zaubert.

Diese Katzentypen findet ihr in der Norderstraße:

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Autor

hat eine Schwäche für Katzen-Gifs und Brokkoli-Pizza mit Sauce Hollandaise, in der Grundschule wurde sich über ihre Verträumtheit und ihre Tendenz Aufgaben besonders schön anstatt schnell zu lösen moniert. Aber damit hat sie sich mittlerweile abgefunden.

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