Gerade noch denke ich, dass ich alles im Griff habe, aber schon im nächsten Moment fühlt es sich so an, als ob mir alles entgleitet. Heute ist ein Tag für Gefühlswechselbäder. Nett zu mir selbst zu sein – eine Riesenhürde; gemein zu mir selbst zu sein – nur ein Minihindernis. Das Ende meines Studiums steht bevor, die Zeit für den Absprung in das Berufsleben ist gekommen und das bereitet mir Sorgen. Ist es gut so, wie es ist?

Zwischen Warten, Hoffen und Umzugskartons

An der Abschlussarbeit arbeiten, nach ausgeschriebenen Stellen Ausschau halten, Bewerbungen schreiben oder einen Masterstudiengang aussuchen – das Studienende steht bevor. Mit jeder Bewerbung schickt man gefühlt auch ein kleines Stück Hoffnung weg. Es ist ein spannender Moment in jedem Studium, wenn das Ende, das man sich mal zu Semesterbeginn so vage in Aussicht gestellt hatte, in absehbare Nähe rückt. Der erste richtige Job, eine neue Universität, Auszug aus der WG oder ein Umzug in eine andere Stadt – ein neuer, aufregender Abschnitt.

Zeit für den Absprung

Ich habe mit meiner Masterarbeit angefangen, suche nach Literatur für diese und nach Stellenanzeigen für mich. Eine Mail hat mir verkündet, dass meine Bewerbung auf einen Aushilfsjob erfolgreich war. Das ist eine wirklich gute Sache und ich freue mich sehr darüber, aber ich muss sagen, mir macht das gleichzeitig auch Angst. Angst dem Ganzen nicht gewachsen zu sein. Erst mit der Zusage habe ich realisiert, dass ich in dieser Zeit Verantwortung übernehmen werde und das Ganze kein Probedurchgang mehr ist. Gleichzeitig weiß ich, dass ich das auf mich zukommen lassen muss und mit den Aufgaben lernen werde. Ist es machbar, frage ich mich.

Was ist, wenn (nicht)?!

Ich erlebe oft Wechselbäder aus Gefühlen, die zwischen Freude und Angst hin und her irren. Tagsüber habe ich das Gefühl, dass sich alles fügen wird und ich das schaffen kann. Wenn es dunkel wird, beginne ich zu zweifeln. Eine Stimme in mir stellt fast hämisch meine Fähigkeiten in Frage und zwingt mich dazu zu überlegen, ob ich mich nicht doch zu wenig angestrengt habe. Diese hämische Stimme in mir weiß genau, welche Worte mich treffen. Vielleicht war ich gut, aber ich bin doch bestimmt nicht gut genug. Ob ich mir Sorgen mache?! Morgens: ach nein, abends: oh ja.

Foto: Katharina Rybakov

Zu viel Nacht, zu wenig Schlaf

Dieser Emotionswirrwarr äußert sich bei mir zudem darin, dass ich nicht schlafen kann und ständig in Gedanken meine To-Do-Liste durchgehe. Obwohl diese im Notizbuch steht, wiederhole ich sie wie ein inneres Mantra. Die Zeit vergeht, ich liege wach, drehe mich von einer Seite auf die andere, stehe wieder auf, schaue mir den Mond an. Lege mich hin, versuche zu schlafen, scheitere, lese, sehe mir wieder an, wie die Zeit vergeht und denke, wie still doch alles nachts ist. Wenn doch nur meine Gedanken auch so still wären.

Ist es gut?

Ich war schon immer selbst mein größter Kritiker, aber auch Optimist. Daher fallen mir Selbstzweifel so leicht, ich kann es mir aber auch nicht verkneifen, in allem etwas Gutes sehen zu wollen und Hoffnung zu haben. Hoffnung, dass die Dinge gut so sind, wie sie sind und dass andere Dinge erst noch so werden, wie sie sein sollen. Alles eine Frage der Einstellung, wobei ich trotzdem auch lernen muss, die Dinge zu akzeptieren, die man nicht ändern kann.

Es ist gut, wie es ist

Das Gespräch mit der Familie und mit Freunden zu suchen ist auch hilfreich. Zuspruch von ihnen tut gut, gerade dann, wenn man sich in dem Zwiegespräch im eigenen Kopf so verrannt hat; vielleicht sind sie in einer ähnlichen Situation oder können ihre Erfahrungen teilen. Ich will auf jeden Fall besser darin werden, alle Gedanken zuzulassen, aber mich von den negativen nicht so irritieren zu lassen. Also Kopf hoch, Blick nach vorne und mehr von der Einstellung „So what?!“ Es ist machbar, sage ich mir. Allerdings frage ich mich inzwischen übrigens oft, warum ich es früher so eilig damit hatte groß zu werden.

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mm
Autor

mag Zimt, Zitate und Kurzgeschichten, würde gerne mal in ein Taxi steigen und sagen: "Bitte folgen Sie dem Wagen da vorne!"

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