Durchgefallen. Bachelorarbeit nicht bestanden. Eine Konsequenz, an die kein Student während des Schreibens denken will. Marie ist aber genau das passiert. Nicht, weil sie schlecht gearbeitet oder eine schlecht strukturierte Arbeit abgegeben hat, man kann nicht einmal sagen, dass sie zu spät angefangen hätte. Für ihre Arbeit erhielt sie schlicht falsche Informationen und zwar von ihrer betreuenden Dozentin.

In mehreren Gesprächen mit Frau H. diskutierte Marie die wichtigsten Punkte für ihre Bachelorarbeit. Dazu gehörten Fragen zu den Formalien, die genaue Eingrenzung des Themas und auch das Interview, das sie führen wollte, sprach sie an. Dieses wollte sie mit ihrer eigenen Mutter, Expertin für das Thema ihrer BA, führen. Auch die Möglichkeit einer Anonymisierung sprach sie deutlich an. Die Rückmeldung: Das Interview mit der Mutter sei absolut kein Problem, Marie müsse lediglich auf die Fragestellung achten. „Dass ich meine Mutter gar nicht befragen darf, davon war keine Rede. Ich hätte ja auch einfach den Namen nicht nennen müssen, aber auch davon sagte Frau H. nichts!“ Über sieben Wochen nach Abgabe der BA erhielt Marie ein Einschreiben, kurz vor Ende des Sommersemesters: BA nicht bestanden, keinerlei Begründung. Marie wandte sich sofort per Mail an die Dozentin und bat um einen Termin, da es aber die letzte Woche der Vorlesungszeit war, sei diese nicht mehr zu sprechen und bereits im Urlaub. In einigen Wochen könnte man einen Termin arrangieren.

Auf heißen Kohlen

Noch immer ahnungslos, weshalb sie überhaupt durchgefallen war, suchte Marie die Studienberatung auf, um zu klären, welche Möglichkeiten sie jetzt hat. „Dort erklärte man mir, dass es praktisch kaum möglich sei, zu diesem Zeitpunkt die BA noch anzumelden und fristgerecht neu zu schreiben, zumal in den Semesterferien ohnehin kaum ein Dozent anwesend sei.“ Nebenbei stellte sich heraus, dass Frau H. sehr wohl noch in der Uni war und zu diesem Zeitpunkt auch Sprechstunde hatte. Dementsprechend suchte Marie ihre Betreuerin unangemeldet auf. „Sie empfing mich freudestrahlend und meinte noch, dass es nett gewesen wäre, wenn ich mich angemeldet hätte, sie hätte sich dann besser vorbereitet.“

In diesem Gespräch erfuhr Marie dann auch endlich den Grund: Das Interview mit ihrer Mutter sei nicht zulässig, da nicht objektiv genug. Marie erinnerte an die Vorgespräche, Frau H. habe deutlich das Interview erlaubt. Diese stritt allerdings ab, jemals etwas in dieser Richtung gesagt zu haben. Einen eigenen Fehler räumte sie nicht ein, Marie müsse etwas falsch verstanden haben. „Und selbstverständlich ignoriere ich ihre Vorgaben und mache genau das Gegenteil. Wie dumm müsste ich denn sein?!“ Nach einem Telefonat mit dem Prüfungsamt bestätigt sich: Marie kann den Master nicht antreten und muss ein Jahr Zwangspause machen.

Ein zweites Mal durchgefalllen?

Doch das Drama war noch nicht zu Ende. Erstmal musste ein neues Thema für die nächste BA her. Marie beschloss, diesmal in Mathematik zu schreiben. Da hier die Professoren allerdings rar sind, galt die Info des Prüfungssauschusses: Ein Doktortitel reiche, ein Professor sei nicht nötig, ansonsten sei die Menge an Studenten nicht zu bewältigen. In Übereinkunft mit Maries neuer Betreuerin reichte sie also die zweite Anmeldung für die BA ein. Wiederum einige Wochen später ein weiteres Einschreiben. Ohne überhaupt eine Arbeit geschrieben zu haben, sei sie erneut durchgefallen, diesmal endgültig, da die BA nur einmal wiederholt werden darf. Der Grund diesmal: Die Info, dass ein Professor als Betreuer nicht nötig sei, erreichte das Prüfungsamt nicht. Da Marie nun aber die „falschen“ Dozenten angegeben hatte, sei sie erneut durchgefallen. Wiederum auf Grund fehlender Kommunikation. Die Angelegenheit konnte diesmal allerdings geklärt werden und das Prüfungsamt lenkte ein. Marie schreibt derzeit an ihrer zweiten BA.

Maries Geschichte ist natürlich ein sehr extremes Beispiel für fehlende Kommunikation an der Uni sowie für die Ignoranz einiger Dozenten ihren Studenten gegenüber. Doch ohne gegenseitigen Respekt und ein gewisses Vertrauen können Studenten und Dozenten nicht zusammen arbeiten. Muss man also künftig einen Zeugen zu den Gesprächen mitnehmen oder alle Gespräche aufzeichnen?

Von Julia von Horn

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