Interview mit „Showassi-Lars“ von delta radio

Statt in die Schule ging er dann doch lieber ins Studio: Lars Bente, 2014 noch Lehramtsstudent in Flensburg, jetzt Moderator der delta radio-Morningshow. In unserem Absolventeninterview spricht er über Perspektiven neben dem eigentlichen Studium, seinen Einstieg in die Medienbranche und warum es wichtig ist, sich als Praktikant richtig reinzuknien.

zeile_9: Früher hast du Sport und Geschichte studiert. Hast du dein Studium eigentlich beendet?

Lars Bente: Ich habe die beiden schlimmsten Sachen erfolgreich hinter mich gebracht, also Statistik und die Bachelorarbeit. Leider habe ich aber verpennt, mir rechtzeitig manche Kurse anrechnen zu lassen. Außerdem müsste ich noch ein paar Hausarbeiten abgeben, die ich noch nicht geschrieben habe – weil mir delta radio dazwischen kam oder ich einfach zu faul war.
Natürlich ist mein Plan, das irgendwann nachzuholen. Aber von Monat zu Monat wird’s unrealistischer. Und ich kann mir wirklich nicht mehr vorstellen, im Hörsaal zu sitzen. Oder überhaupt dieses Gelerne. Das fiel mir schon immer schwer. Und nun, da ich in der Arbeitswelt bin, kann ich mich gar nicht mehr dafür motivieren.

Ich war mir nie sicher, ob ich wirklich Lehrer werden will. Es hat mich schon immer gereizt, in den Medien zu arbeiten. Viel sabbeln, möglichst mit Pointe, mache ich schon seit dem letzten Jahrtausend. Kurz bevor ich meine Bachelorarbeit schreiben wollte, dachte ich dann: Jetzt ist der Zeitpunkt, etwas auszuprobieren. Also habe ich mich für das Praktikum bei delta radio beworben.

Die Zeit zwischen Praktikumsstart und dem Wachmann „Showassi-Lars“ ist kurz – gerade einmal zweieinhalb Jahre. Wie hast du das geschafft?

Als Praktikant muss man permanent Gas geben, auch wenn man absolut unterbezahlt ist. Ich habe vom ersten Tag an versucht, jede Chance zu packen, um ein bisschen „Personality“ dazulassen. In den drei Monaten meines Praktikums habe ich jeden Tag mindestens einen Themenvorschlag in der Redaktionskonferenz gemacht. Ich verstehe manche Praktikanten nicht, die hierher kommen und denken, dass man nur auf sie gewartet hat. Als Praktikant musst du abliefern, die müssen merken, dass du brennst ohne Ende für diesen Job. Viele, die hier bei delta radio arbeiten, haben sich schon vorher in ihrer Freizeit in der Medienwelt engagiert. Und es gibt ja genug Leute, die Bock auf Medien haben.

Nur Medienwissenschaften studieren, und dann läuft das mit der Karriere, funktioniert also nicht?

Meiner Meinung nach: definitiv nein! Wenn Leute hier sind, die sagen „Ich will Journalist werden und darum nach dem Praktikum Journalismus studieren“ lachen sich viele in der Branche tot. Nichts gegen den Studiengang, aber um es hart zu sagen: Das ist latte! Die Kollegen, die hier im Funkhaus sitzen, die kommen alle aus verschiedenen Fächern: Politik, Kulturwissenschaften, Lehramt oder sie waren vorher Polizist, so wie Volker Mittmann von R.SH. Es sind die wenigsten, die gezielt gesagt haben „Ich will beim Radio landen.“ Die meisten haben vorher etwas anderes gemacht, sich dann im Leben umgeschaut und sind durch Umwege hier gelandet.

Wie hat der Job in der Morningshow dein Leben verändert?

Beim Radio ist alles sehr durchgetaktet. Alle Leute, die in der Schulzeit und im Studium etwas mit mir zu tun haben, hätten niemals gedacht, dass ich mal einen Job habe, der früh beginnt. Ich selber ja auch nicht. Den großen Teil der verpassten Vorlesungen habe ich früher nicht versäumt, weil ich keinen Bock hatte auf die Vorlesung, sondern weil ich verschlafen habe oder nicht hochkam. Das geht im Job nicht. Erst recht nicht, wenn du zig tausend Hörer hast, die sauer werden, wenn sie um 5:15 Uhr ein Sendeloch hören beim Kaffeeschlürfen. Natürlich ist nicht immer alles geil. Mein Dienstbeginn hier im Sender ist um 4:30 Uhr. Gerade morgens verfluchst du das oft. Aber sobald ich hier bin und das Mikro an ist, ist alles gut.

Man darf am Tag davor ja auch nicht krass feiern gehen.

Das geht wirklich gar nicht, wenn du die Morning Show machst. Um halb fünf wäre ich ja noch voll (lacht). Ich werde nervös, wenn es 22 Uhr ist und ich noch nicht schlafe. Ich versuche wirklich, das normalste Leben der Welt zu führen, indem ich abends auch mal losgehe und ein Bier trinke, aber du startest ja direkt in die Sendung und hast dann fünf Stunden Stress und Attacke. Und ich würde nur Fehler machen. Dazu habe ich eine zu große Verantwortung, auch dem Sender gegenüber.

Wenn die Morning Show vorbei ist, geht es direkt weiter. Ich muss dann Promos fertig machen, und eine Art „Best-of“ aus der Sendung zusammenschneiden. Dann muss ich eine Vorschau darauf produzieren, was morgen kommt, Programm für die Nacht zusammenstellen und dann steht noch eine Themenkonferenz an. Um 13 Uhr habe ich Feierabend und lege mich rentnermäßig oft noch ein, zwei Stunden hin.

Welchen Tipp kannst du denjenigen geben, die wie du erst einmal Lehramt studieren und sich ihrer Sache nicht ganz sicher sind?

Augen offen halten und nicht nur dem Ziel Lehramt hinterher eifern! Links und rechts gibt es noch viele Möglichkeiten, die man durch diese Ausbildung hat. Man erwirbt so viele Kompetenzen und Fähigkeiten, zum Beispiel wie man sich ausdrücken kann – durch die ganzen Referate und Seminarstunden, die man im Studium leiten muss. Die kann man in vielen anderen Berufsfeldern auch anbieten. Außerdem kann ich noch die Studienberatung empfehlen und loben, falls man im Studium mal in eine Sackgasse geraten ist bzw. Zukunftssorgen hat. Die sind wirklich total klasse und helfen einem auch aus tiefen Löchern.

Was den Berufseinstieg betrifft, ist es das Wichtigste, sich einfach zu bewerben. Und sich Dinge zuzutrauen. Nicht lange denken „Och jaa, ich müsste da mal was hinschicken, was mache ich denn da und das wird bestimmt alles anstrengend.“ Bewirb dich einfach und versuch’s, das ist der erste Schritt.

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mm
Autor

sortiert ihren Kleiderschrank nach Farben, ekelt sich vor Federn, hat eine „Emu-Gnu-Schwäche" und immer ein Paar Gummistiefel im Kofferraum.

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